Hauzenberg/Haag
Bundestagsmandat: "Habe jetzt realistische Chance" SPD-Stadtrat Johannes Schätzl erhält aussichtsreichen Platz 17 auf Landesliste – Erfolgreiche Kampfabstimmung
Sehen der Bundestagswahl im September nach der erfolgreichen Kampfkandidatur vom Wochenende optimistisch entgegen: Der SPD-Unterbezirksvorsitzende von Passau und MdL Christian Flisek (rechts) und der Haager SPD-Stadtrat Johannes Schätzl. −Foto: SPD
Meist wird unschön gerangelt, selten geht es ohne Blessuren, wenn eine Partei für die Bundes- oder Landtagswahlen ihre Landesliste aufstellt. Denn: Der Einzug ins Parlament hängt vom Listenplatz des Kandidaten ab und erfolgt – je nach prozentualem Anteil der Partei an den Wählerstimmen – von Platz eins weg nach hinten. Die Landesvertretersammlung der bayerischen SPD am vergangenen Wochenende in Schwabach – aus Corona-Gründen im Freiluftstadion des dortigen Sportclubs abgehalten – hat den ausgearbeiteten Vorschlag des Landesvorstands für die 46-köpfige Liste dennoch fast eins zu eins abgesegnet. Fast. Nur dem Hauzenberger Stadtrat Johannes Schätzl gelang ein Sprung nach vorne, vom vorgeschlagenen Listenplatz 19 an 17.Stelle. "Ich habe jetzt durchaus eine faire Chance, im September in den Bundestag einzuziehen", kommentiert Johannes Schätzl aus dem Stadtteil Haag den Coup. Und als solchen sahen ihn auch die Delegierten. Der Abstimmungserfolg sorgte für viele anerkennende, teils erstaunte Kommentare. Dazu allerdings war aber eine Kampfkandidatur nötig. "Bei der Vertreterversammlung wird über jeden Platz einzeln abgestimmt", berichtet Schätzl. Der Landesvorstand stellt im Vorfeld einen Listenvorschlag zusammen und dann fragen die Versammmlungsleiter in die Runde, ob es zum vorgeschlagenen Kandidaten einen Gegenkandidaten gibt. In Schwabach war dies mehrfach der Fall, vor allem bei den vorderen, aussichtsreichen Plätzen. "Ich kann mich an mindestens sechs Gegenkandidaturen erinnern", erzählt Schätzl. Alle Gegenkandidaten aber fielen durch. Nur er verdrängte seinen Kontrahenten, den SPD-Bezirksvorsitzenden von Oberfranken und Direktkandidaten für den Wahlkreis Hof, Jörg Nürnberger, von Platz 17 und verwies ihn zwei Plätze zurück, auf Rang 19. Und das denkbar knapp: "66 Delegierte stimmten für mich, 62 für meinen Kontrahenten", erinnert sich Schätzl. Ausschlaggebend für den Erfolg könnte seine zehnminütige Vorstellungsrede gewesen sein, in der er auf seine Kompetenz in Sachen Digitalisierung, auf die hohe Priorität der Pflege, die soziale Notwendigkeit des Wohnungsbaus und die Synergien zwischen Wirtschaft und Umweltschutz verwies. Und mit dem jetzigen MdL und ehemaligem Obmann des NSA-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Christian Flisek, hatte Schätzl möglicherweise den namhafteren Fürsprecher, der anschließend in einem fünfminütigen Statement für Schätzl warb. "Bei Johannes Schätzl stimmt einfach das Gesamtpaket", erinnert sich Flisek an seine Rede. Zum einen habe er als IT-Fachmann einen zukunftsträchtigen Beruf, in den er bei Bedarf zurückkehren könne, zum anderen im Stadtrat von Hauzenberg auch bereits kommunalpolitische Erfahrung gesammelt. Als Vereinsvorsitzender verfüge er außerdem über Erfahrungen im vorpolitischen Raum und engagiere sich ehrenamtlich. Schätzl selbst erinnert sich: "Ich glaube, der Christian hat auch noch gesagt, dass ich im Fasching schon in der Männergarde mitgetanzt habe." Und das sorgte bei den Delegierten natürlich für entsprechende Lacher. Zwar rutschte der Hauzenberger SPD-Stadtrat durch die gewonnene Kampfabstimmung lediglich zwei Pätze nach vorne, dennoch könnten die entscheiden. Denn die bayerische SPD stellt gegenwärtig 18 Bundestagsabgeordnete. Sollte sich das Wahlergebnis vom September 2017 also wiederholen – im Bund erhielt die SPD 20,5, in Bayern 15,3 Prozent der Zweitstimmen – wäre der Haager in der neuen Wahlperiode mit dabei und ein gewähltes Mitglied des Bundestags. Selbst der aktuelle Mandatsrechner weist – selbst bei rückläufigem Stimmergebnis – zwischen 16 und 17 Sitzen für die SPD in Bayern aus. Es könnte also knapp werden. Unabhängig von diesem Zweitstimmenergebnis der SPD in Bayern betont Schätzl aber deutlich: "Mein Hauptaugenmerk gilt natürlich dem Kampf ums Direktmandat im Stimmkreis Passau." Denn dafür hatte die Kreisvertreterversammlung den jungen Haager (27) Ende Januar auch nominiert. Und diesen Kampf gebe er längst nicht verloren, auch wenn kein geringerer als Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu seinen Konkurrenten zählt. Christian Flisek schließlich würdigt den erkämpften Platz 17 vom vergangenen Wochenende auch politisch. "Johannes Schätzl ist mit dieser Platzierung sogar in die Phalanx der SPD-Mandatsträger eingedrungen", sagt er. Mit der Erlangerin Martina Stamm-Fibich auf Platz 18 ist ein amtierendes Bundestagsmitglied sogar hinter ihm platziert. Auch die SPD-Bezirksvorsitzende Rita Hagl-Kehl (Deggendorf) – sie erhielt als amtierende Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz Platz sechs auf der bayerischen Landesliste – freute sich über den Erfolg ihres jungen Parteigenossen. "Ich bin stolz, dass Johannes Schätzl mit der einzigen erfolgreichen Kampfkandidatur des Tages noch Rang 17 erreichen konnte", schreibt sie in einer Pressemitteilung. Die weiteren niederbayerischen Kandidaten, Severin Eder (Rottal-Inn, Platz 27), Vincent Hogenkamp (Landshut/Kelheim, Platz 39), Dennis Schötz und Christian Wenzl (beide Straubing, Platz 43 und 44) sowie Stefan Werner (Landshut/Kelheim, Platz 45), landeten deutlich dahinter und haben – realistischerweise – keine Chance, im September in den Bundestag einzuziehen. Quelle: PNP - Preuß