Die Arbeit ruft: Schätzl ist schon in Berlin
PNP 28.09.2021
Standing Ovations bekam Johannes Schätzl (vorne v.l.) bei seiner Wahlparty unter anderm von Jürgen Hoffmann, Marco Wintersberger (beide Mitglied des Wahlkampfteams) und Manfred Hoffmann (SPD-Stadt- und Kreisrat aus Hauzenberg). −Foto: Riedlaicher
Der Landkreis Passau hat einen neuen Abgeordneten im Bundestag: Johannes Schätzl schaffte über die SPD-Landesliste auf Anhieb den Sprung nach Berlin. Im Gespräch mit der PNP erzählt der 28-jährige Hauzenberger, was er sich für die nächsten Monate vornimmt.
Wie lange hat die Wahlparty in Hauzenberg noch gedauert? Schätzl: (lacht) Es wurde spät. Erst um 22 Uhr stand fest, dass es für Sie über die Landesliste gereicht hat. Wie nervenzehrend war die Zitterpartie? Schätzl: Es war schon aufregend, da bin ich ehrlich. Und es war wirklich erlösend, als wir endlich gewusst haben, dass es reicht.
In Hauzenberg haben Sie über 42 Prozent geholt. Sie haben generell im östlichen Landkreis und in Vilshofen gut gepunktet. Was war ausschlaggebend für den Erfolg? Schätzl: Ich war im Wahlkampf im Raum Vilshofen sehr präsent. Außerdem haben wir dort mit Florian Gams einen guten Bürgermeister von der SPD. Im östlichen Landkreis kennen mich ohnehin viele Menschen. Da komme ich her. Auf das Ergebnis in Hauzenberg bin ich unglaublich stolz, das freut mich riesig. Wir, mein Team und ich, haben auf Hauzenberg gehofft, aber ein so deutliches Ergebnis hatten wir nicht erwartet. Das macht uns wirklich stolz. Sie hatten ein relativ großes Wahlkampfteam... Schätzl: Ja, das Kernteam waren über 40 Leute. Noch einmal einen Riesendank an alle, die mitgearbeitet haben. Und die Arbeit ist ja noch nicht beendet. Jetzt müssen die Plakate und die Bauzäune wieder eingesammelt werden. Dabei möchte ich auch selber mitfahren und helfen. Bundesweit hat die SPD die Nase vorn, doch die Regierungsbildung wird wohl spannend werden. Was erhoffen Sie sich? Schätzl: Wir haben vom Wähler einen klaren Regierungsauftrag. Wir haben die Wahl gewonnen und beginnen nun mit den Koalitionsverhandlungen. Ich hoffe, dass Olaf Scholz unser Kanzler wird. Ich befürworte eine Ampel-Koalition mit den Grünen und der FDP und werde mich auch dafür aussprechen. Ich denke, dass man mit Grünen und FDP zusammen viele Kompetenzen in einer Koalition bündeln kann. Wann geht’s nach Berlin? Schätzl: Noch heute Abend. Am Dienstag steht schon eine Fraktionssitzung mit den amtierenden Abgeordneten an, am Mittwoch dann eine Sitzungen mit allen Neulingen. Es wird unter anderem um die Besetzung der Ausschüsse gehen. Ich freue mich wirklich drauf. Wer hilft Ihnen beim Neustart in der Hauptstadt? Schätzl: Ich bin im sehr guten Austausch mit anderen Abgeordneten. Neben Rita Hagl-Kehl kenne ich zum Beispiel Uli Grötsch (Wahlkreis Weiden, seit 2013 für die SPD im Bundestag, Anm. d. Red.). Er war ja erst vor Kurzem bei uns. Sie waren Mitarbeiter im Bürgerbüro von Christian Flisek, als der im Bundestag war. Inwiefern hilft Ihnen das jetzt? Schätzl: Ich bin natürlich im Austausch mit Christian Flisek. Wir verstehen uns gut und ich habe viel von ihm gelernt. Ich schätze ihn sehr. Er war eine wahnsinnige Unterstützung im Wahlkampf, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Der Kontakt zu ihm wird sicher nicht abnehmen. Was steht als nächstes an? Schätzl: Ein Haufen Arbeit (lacht). Ich muss ein Team aufbauen, ein Büro suchen – das werden die Hauptaufgaben für die nächsten Tage und Wochen. Das wird eine spannende Zeit. Diese Dinge kann man ja nicht vorbereiten, ohne zu wissen, ob man den Einzug in den Bundestag schafft. Ich bleibe in Berlin erst mal im Hotel. Die Wohnungssuche kann warten. Ich will in den nächsten Monaten den Fokus auf den Wahlkreis legen: viele Termine machen, Firmen besuchen und Antrittsgespräche bei Bürgermeistern führen, um zu erfahren, wo die Kommunen Handlungsbedarf sehen. Welches Projekt möchten Sie in Berlin als erstes angehen? Schätzl: Zunächst steht die Ausschussbesetzung an. Die gilt es abzuwarten. Grundsätzlich möchte ich natürlich die Dinge ansprechen, auf die ich mich auch im Wahlkampf konzentriert habe: Infrastruktur, Breitbandausbau. In vielen Bereichen gibt es da noch Nachholbedarf. Aber ich muss mich erst ein paar Tage in Berlin sortieren. Es ist ja alles neu für mich. Werden Sie Ihr Stadtratsmandat und Ihre Ehrenämter behalten? Schätzl: Ich werde Stadtrat in Hauzenberg bleiben und ich möchte mich mit so viel Zeit, wie mir bleibt, weiterhin bei den Vereinen engagieren. Und ich möchte auch weiterhin Fußball spielen, wenn ich es zeitlich schaffe. Sie haben den Menschen im Wahlkampf zu verstehen gegeben: "Ich bin einer von euch." Wie wollen Sie vermeiden, dass Sie in den Augen der Leute jetzt "einer von denen in Berlin" werden? Schätzl: Das wird nicht passieren. Ich werde mich nicht verändern. Ich habe zum Beispiel vor, am nächsten Wochenende wieder für den SV Haag Fußball zu spielen... Wirklich? Sie haben sich am Sonntag beim Punktspiel die Nase und das Jochbein gebrochen... Schätzl: Ja. Das ist ein Mannschaftssport und sofern ich meiner Mannschaft helfen kann, möchte ich das gern tun. Das Gespräch führte Sabine Kain.