Der Hauzenberger Johannes Schätzl tritt für die SPD zur Wahl an – In der Region sieht er an einigen Stellen Nachholbedarf
Zur Bundestags-Wahl am 26. September treten im Stimmkreis Passau elf Kandidaten an. Die PNP stellt jeden von ihnen in einem Interview vor. Heute: Johannes Schätzl (SPD) Hauzenberg. Der 28-jährige Johannes Schätzl gibt sich selbstbewusst. Das Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis Passau will er gegen den Bundesverkehrsminister und neun weitere Konkurrenten gewinnen – und traut sich den Sieg auch zu. Politische Erfahrung sammelte der Hauzenberger bisher im Stadtrat und als Büromitarbeiter von Ex-MdB Christian Flisek. Nun hat er zwei Chancen, selbst in den Bundestag einzuziehen: Er kandidiert für das Direktmandat und ist mit Listenplatz 17 aussichtsreich im Rennen.
Hauzenberg. Der 28-jährige Johannes Schätzl gibt sich selbstbewusst. Das Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis Passau will er gegen den Bundesverkehrsminister und neun weitere Konkurrenten gewinnen – und traut sich den Sieg auch zu. Politische Erfahrung sammelte der Hauzenberger bisher im Stadtrat und als Büromitarbeiter von Ex-MdB Christian Flisek. Nun hat er zwei Chancen, selbst in den Bundestag einzuziehen: Er kandidiert für das Direktmandat und ist mit Listenplatz 17 aussichtsreich im Rennen.
Er tritt an, um zu gewinnen: SPD-Kandidat Johannes Schätzl (28) aus Hauzenberg hat im Rennen um ein Bundestagsmandat gleich zwei Trümpfe in der Hand. −Foto: Andreas Anetzberger/SPD
Herr Schätzl, warum wollen Sie in den Bundestag?
Johannes Schätzl: Ich will eine starke Stimme für unsere Region in Berlin sein. Ich bin hier aufgewachsen, habe an der Uni Passau Informatik studiert und arbeite bei einem der größten Industriebetriebe in der Region. Ich kenne unsere Heimat gut, sehe aber auch in vielen Bereichen noch Nachholbedarf. Wir werden mit Sicherheit in den nächsten Jahren darüber sprechen müssen, wie wir zum Beispiel eine Hochleistungsinfrastruktur im Breitbandsegment aufbauen. Und wir müssen, gerade im ländlichen Bereich, darüber sprechen, wie wir eine Spitzenversorgung im Gesundheitswesen ausbauen. Wir brauchen eine Straßeninfrastruktur, die für die Zukunft unserer Region entscheidend sein wird. Genau für diese Punkte will ich nach Berlin.
Was sind Ihre wichtigsten Ziele? Schätzl: Als ganz kurzfristiges Ziel sollten wir alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um einen weiteren Lockdown zu verhindern. Die Auswirkungen können wir uns nicht leisten. Im nächsten Schritt gilt es, die Folgen der Pandemie, vor allem für unsere Schülerinnen und Schüler und für unsere Unternehmen, soweit wie wir das schaffen abzumildern. Unabhängig von der Pandemie müssen wir schnellstmöglich eine zeitgemäße Infrastruktur schaffen. Ich sehe in der Region noch viel Nachholbedarf in Sachen Mobilfunk, Breitband und bei den öffentlichen Verkehrsanbindungen. Mittelfristig müssen wir es schaffen, die Infrastruktur auch dafür zu nutzen, die Generationenaufgabe Klimaschutz zu lösen. Ich bin der Überzeugung, dass wir das nur schaffen, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten. Deswegen finde ich auch: Klimaschutz darf keinen überfordern. Wie ich das sehe, können wir in unserer Region beim Schutz des Planeten mit Innovationen bestehen und daraus einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen. Was unsere Eltern und Großeltern hier in der Region aufgebaut haben, ist wirtschaftlich und kulturell mit das Beste, das wir in unserem Land haben. Wir müssen alles dafür tun, die Erfolgsgeschichte Niederbayerns weiterzuschreiben. Dafür brauchen wir die notwendigen Rahmenbedingungen: gute Bildung und Investitionen in unsere Unternehmen, auch in den Mittelstand. Warum sollten sich die Wähler für Sie entscheiden? Schätzl: Ich will mit ganz viel Ehrlichkeit Vertrauen in die Politik zurückholen. Ich habe mir über die letzten Jahre angeeignet, Entscheidungen mit viel Augenmaß und Pragmatismus zu treffen. Ich kenne unsere Heimat und werde mich bedingungslos für sie einsetzen. Ich bin sehr, sehr gern im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern und werde das auch genau so nach der Wahl weiterführen. Welches Thema ist für die Region Passau am wichtigsten? Schätzl: Ich will den Fokus noch mal auf die digitale Infrastruktur legen: Ich glaube, hier passiert aktuell einiges, aber es ist für mich alles sehr langwierig, und was wir aktuell im Bereich Breitband haben, ist Stückwerk. Ich bin mir sicher, dass gerade die digitale Anbindung mit das Rückgrat für den Wohlstand in unserer Region wird. Genau aus dem Grund will ich, dass wir noch mal und mit viel Tempo den Ausbau vorantreiben. Gleiches gilt für den ÖPNV. Ich habe Verständnis, dass der Bundesverkehrsminister nicht so oft mit Bussen in den Landkreis fährt, aber es ist wichtig, dass wir die Anbindung Stadt-Land vernünftig hinkriegen, das wird mitunter entscheiden für die Zukunft sein. Dasselbe gilt für die Zugverbindung Passau-München: Das muss eine vernünftige Anbindung an die Großstadt werden. Im Bereich Gesundheit trete ich dafür ein, dass wir neben der perfekten Ausstattung und dem guten Personal im Klinikum Passau auch unsere Kreiskrankenhäuser erhalten können. Dafür brauchen sie eine solide Grundfinanzierung und vor allem Planungssicherheit bei gesetzlichen Regelungen. Ich stehe auch für die Medizinerausbildung an der Uni Passau ein. Ich glaube, was wir hier brauchen, ist viel Dialog, auch mit den Kreiskrankenhäusern. Was wir erreichen können, ist eine hochwertige Personalqualität und Medizinpersonal, das wir vor allem auf dem Land dringend benötigen. Und noch ein wichtiger Punkt für unsere Region: Ich stehe zu unseren Kurstandorten. Ich sehe sie vor allem für das betriebliche Gesundheitswesen als entscheidend an. 5 der 11 Direktkandidaten im Wahlkreis sind noch keine 30 Jahre alt, auch Sie. Wie viel Lebenserfahrung sollte man als Bundestagsabgeordneter mitbringen? Schätzl: Der Deutsche Bundestag muss ein Querschnitt der Bevölkerung sein und deswegen muss auch jedes Alter vertreten sein. Natürlich kann man Erfahrung anhand des Alters abschätzen, aber nicht nur. Das war auch die zentrale Frage, die ich mir selbst gestellt habe: Kann ich das? Und ich bin zu der Überzeugung gekommen: ja. Drei Aspekte sind aus meiner Sicht für Mandatsträger entscheidend: Ich komme aus der Kommunalpolitik, bin mit einem wirklich sehr guten Ergebnis zum zweiten Mal in den Hauzenberger Stadtrat gewählt worden, bin über sieben Jahre Stadtrat – das ist kommunalpolitische Erfahrung. Ich bin seit zehn Jahren Vorsitzender von Vereinen, das heißt, ich kenne die Ehrenamtlichen. Für mich ist es entscheidend, dass wir ein Augenmerk auf unsere Ehrenamtlichen legen. Was sie leisten, ist im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar, das könnte sich der Staat gar nicht leisten. Und das Dritte: Ich habe Berufserfahrung in einem großen Industriebetrieb im Bereich Digitalisierung. Ich glaube, dass das eine der entscheidenden Kompetenzen in Zukunft sein wird. Die Kombination aus diesen drei Aspekten hat mich zur Einschätzung gebracht, dass ich geeignet bin für die Arbeit im Bundestag – und aus diesem Grund stelle ich mich zur Wahl. Die großen Zeiten der SPD sind schon eine Weile her. Seit Sie 12 Jahre alt sind, heißt die Kanzlerin Angela Merkel. Was verbinden Sie persönlich mit der SPD? Schätzl: Ich glaube nicht, dass die großen Zeiten der SPD vorbei waren. Wir haben auch in der Ära Merkel als Koalitionspartner ganz, ganz viel erreicht. Ich verbinde mit dieser Zeit und der SPD viele Erfolge, zum Beispiel die Einführung des Mindestlohns, die Wiederherstellung der Parität bei der Krankenversicherung, wir haben die Grundrente beschlossen, den Kohleausstieg vorangetrieben, das Eigentümer-Schutzgesetz erlassen, Milliarden für ein Klimaschutzprogramm investiert, eine Wohnraumoffensive gestartet, die zum Beispiel mit einem Mieterschutzgesetz für Millionen von Menschen das Thema Wohnen in unserem Land komplett neu strukturiert hat. Ich glaube, dass sich die Menschen aktuell daran erinnern, dass die SPD ganz viel Positives in unserem Land bewegt hat. Und das verbinde auch ich mit der SPD. Ich mag auch, dass wir uns nie zufriedengegeben haben mit Erfolgen, sondern strukturiert weitergearbeitet haben. Ich habe die SPD immer als großes Team gesehen und ich denke, als Team funktioniert unsere Partei exzellent. Ich bin wirklich stolz, für die SPD antreten zu dürfen. Sie möchten mit Ehrlichkeit punkten. Mal ehrlich, Herr Schätzl: Welche Chancen rechnen Sie sich gegen Herrn Scheuer aus? Schätzl: Ich bin großer Sportfan. Ich stehe auch jetzt im Wahlkampf noch jede Woche auf dem Fußballplatz und alle, die mich kennen, wissen, dass ich nur aufs Spielfeld gehe, um zu gewinnen. Die gleiche Einstellung habe ich bei der Bundestagswahl. Ich habe ein extrem starkes Team hinter mir und bin fast täglich im Wahlkreis unterwegs, spreche viel mit Bürgern, mit Eltern, Unternehmern, Pflegekräften, Entscheidungsträgern. Das macht mir riesig Spaß, ich bekomme aber auch unglaublich positives Feedback. Und dieses Feedback ist es, das mich noch mal bestärkt. Also ja, ich will diese Wahl gewinnen. Wobei Sie ja vielleicht gar nicht auf das Direktmandat angewiesen wären. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, über die Liste in den Bundestag zu kommen? Schätzl: Ich kämpfe grundsätzlich um jede Erst- und Zweitstimme. Ich habe einen guten Listenplatz, den haben wir uns innerparteilich erkämpft. Ich stehe auf Platz 17, das würde aktuell reichen. Das ist Rückenwind, der mich zusätzlich motiviert. Für mich ist aber klar: Ich kämpfe um das Direktmandat. Was machen Sie, wenn Sie es nicht in den Bundestag schaffen? Schätzl: Ich werde ein paar Tage Urlaub machen. Ich gehe mit Sicherheit am Dienstag nach der Wahl ins Fußballtraining, gehe in die Arbeit, eine Woche später ist Stadtratssitzung. Das Leben geht wie gewohnt weiter. Und es gilt: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Ich werde mit Sicherheit nicht die Politik verlassen, dafür macht sie mir viel zu viel Spaß und ist mir viel zu wichtig. Das Gespräch führte Sabine Kain. Quelle PNP