Neu im Bundestag

31. Oktober 2021

Hauzenberger Abgeordneter Johannes Schätzl (SPD) berichtet von der konstituierenden Sitzung in Berlin

Von Sandra Niedermaier, PNP 27.10.2021

Neu im Bundestag

Johannes Schätzl, 28 Jahre alt, aus Hauzenberg ist als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Gestern war konstituierende Sitzung, die Schätzl als beeindruckend empfand. Sitzungen, Podien, Büroorganisation – kaum gewählt, hat Schätzl lange Tage und alle Hände voll zu tun. −Foto: SPD

Berlin. 736 Abgeordnete aus ganz Deutschland sind gestern zur konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags im Berliner Reichstag zusammengekommen – unter ihnen Johannes Schätzl. Der 28-Jährige aus dem Landkreis Passau ist bei der Bundestagswahl im September 2021 zum ersten Mal ins Deutsche Parlament gewählt worden ist. Die PNP erreicht ihn nachmittags um 15 Uhr bei einer kurzen Pause der konstituierenden Sitzung. "Es ist beeindruckend, man sitzt in dem Raum mit ganz viel Demut", sagt der studierte Informatiker der Heimatzeitung, der zuletzt bei der ZF gearbeitet hatte. "Sehr spannend ist es, Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien kennenzulernen, mit unterschiedlicher kultureller Herkunft." 206 Abgeordnete stellt die SPD im neuen Parlament. Schätzl hat sich in die Mitte des SPD-Blocks gesetzt, verrät er. "Nur die ersten vier Reihen sind reserviert, der Rest ist freie Platzwahl", erklärt er. Die Eingangsworte des scheidenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble fand Johannes Schätzl "wirklich gut", wie er erzählt. "Er forderte eine Wahlreform, die ich unterstütze. Der Bundestag platzt aus allen Nähten", verweist Schätzl auf die zahlreichen Überhangmandate, die den Bundestag aufblähen und den Raum voll machen. "Er hat das Thema zum exakt richtigen Zeitpunkt angesprochen, es ist unausweichlich, sich mit dem Thema zu beschäftigen." Damit sich im vollbepackten Plenarsaal möglichst keiner mit Corona ansteckt, gelten die 3G-Regeln. "Ich bin geimpft und getestet", sagt Schätzl. Fast alle der Parlamentarier seien geimpft, so hat er es mitbekommen; lediglich ein Teil der AfD-MdBs habe sich nicht testen lassen wollen und musste auf den Zuschauerrängen Platz nehmen, wie Schätzl sagt. Auch Noch-Kanzlerin Angela Merkel war da, hat Johannes Schätzl beobachtet – allerdings nur als Gast. "Sie saß auf der Zuschauerebene zusammen mit dem Bundespräsidenten und weiteren Ehrengästen", berichtet er. Apropos Bundespräsident: Die SPD-Politikerin Bärbel Bas ist neue Präsidentin des Bundestags. Die 53-Jährige löst damit Wolfgang Schäuble von der CDU ab – das Amt wird für gewöhnlich von der größten Fraktion besetzt – und leitet künftig die Bundestagssitzungen. "Wir haben in der Fraktionssitzung am Montag Bärbel Bas bereits intern bestätigt", sagt Johannes Schätzl. Ihre Eingangsworte als neue Bundestagspräsidentin haben ihn beeindruckt. "Sie hat viele wichtige Themen angesprochen, unter anderem darauf verwiesen, dass es auch unsere Aufgabe ist, uns um Menschen zu kümmern, die sich nicht um sich selbst kümmern können", berichtet Schätzl. Der junge Parlamentarier hatte vor der konstituierenden Sitzung bereits die erste Fraktionssitzung und die Landesgruppensitzung Bayern hinter sich. Von den anderen der mit ihm 206 SPD-Abgeordneten fühlt er sich gut aufgenommen. "Ich bin sehr, sehr gut aufgenommen worden. Über 50 Prozent der Parlamentarier bei der SPD sind ja neue Leute. Die Neuen haben die gleichen Herausforderungen wie ich. Und die mit Erfahrung helfen uns bereitwillig, sie geben uns mit, was wichtig ist", sagt er. Zu seinen Herausforderungen zählt derzeit, dass er sein Abgeordnetenbüro in Berlin und Passau aufbaut. "Letzte Woche habe ich dazu Vorstellungsgespräche in Berlin geführt, einen Mann und eine Frau habe ich bereits eingestellt", erklärt er, sucht aber noch weiter, um auch sein Büro in Passau besetzen zu können. "Es ist derzeit noch viel Organisatorisches zu erledigen", sagt er. Schätzl schläft an seinen Berlintagen derzeit noch im Hotel – die Wohnungssuche muss warten, bis sich das Anfangschaos gelegt hat. Auch auf einem Podium hat Johannes Schätzl bereits zum ersten Mal Platz genommen, bei der Vereinigung des Maschinen- und Anlagenbaus am Montag. "Da ging es um die Belange des Maschinenbaus und um Digitalisierung, das ist ja die Branche, aus der ich komme, das war eine sehr gelungene Veranstaltung", urteilt er. Der nächste wichtige Schritt für Johannes Schätzl ist nun die Ausschussbesetzung. "Ich würde gerne im Bereich Digitales und im Bereich Verkehr mitwirken, das sind meine zwei Schwerpunkte", sagt der junge Informatiker, der beim Automobilzulieferer ZF gearbeitet hat. Die Ausschussbesetzung wird allerdings erst nach der Regierungsbildung stattfinden – ein Weilchen wird das also noch dauern. Siehe dazu auch Seite 3.

Sandra Niedermaier

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