Offen reden über drängende Fragen und unpopuläre Themen

14. August 2018

Hauzenberg: Die drängenden Fragen der Menschen müssten offen und ehrlich besprochen werden. Das sei ein guter Weg, meinte SPD-Landeschefin Natascha Kohnen bei einem Podiumsgespräch, das der SPD-Ortsverein Hauzenberg in der "Weißbierhütt’n" auf der Dult veranstaltet hat. Stadtrat Anton Krinninger, der die Runde moderierte, hatte die Spitzenkandidatin der bayerischen Sozialdemokraten für die kommende Landtagswahl zuvor provokant gefragt, was sie gegen die schlechten Umfragewerte ihrer Partei unternehmen wolle.

Erfrischung nach der Podiumsdiskussion

Erfrischung nach der Podiumsdiskussion mit Moderator Anton Krinninger (v.l.) Andreas Anetzberger, Christian Flisek, Katja Reitmaier, Natascha Kohnen, Thomas Hofbrückl, Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer und Evi Oberneder. - Foto: Donaubauer

Nach einer Genusswanderung (die PNP berichtete) nahmen Kohnen und die SPD-Wahlkreiskandidaten für Landtag und Bezirkstag an der politischen Talk-runde teil, die SPD-Ortsvorsitzender Andreas Anetzberger und Stadträtin Evi Oberneder eröffnet hatten. Eine Begegnung mit Andreas Anetzberger im Frühjahr habe sie nach dessen begeisterten Schilderungen über seine Heimat neugierig gemacht auf die Region und ihre Menschen. So sei sie gerne nach Hauzenberg gekommen, sagte die SPD-Frontfrau, der Anton Krinninger mit seinen Fragen ebenso auf den Zahn fühlte wie Landtagskandidat Christian Flisek und Bezirkstagskandidatin Katja Reitmaier, Lebenshilfe-Geschäftsführer Thomas Hofbrückl und Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer. Angesichts von drei SPD-Ortsverbänden im Stadtbereich, einer Juso-Gruppe und 40 Neuzugängen im letzten Jahr könne sie sich wie zuhause fühlen, sagte Krinninger an Natascha Kohnen gewandt. Schon vorab hatte sich der Moderator mit der Frage "Was erwarten Sie?" bei den Gästen auf der Dult umgehört. "Keine Luftnummern", "die Wahrheit" oder ähnliche Erwartungen seien ihm da zu Ohren gekommen. Auch Christian Flisek sieht auch in der Auseinandersetzung mit unpopulären Themen das politische Geschäft. "Welche Wünsche haben Sie an die Regierung?", fragte Anton Krinninger die Hauzenberger Bürgermeisterin. "Wieviel Stunden Zeit habe ich für die Antworten?" , fragte sie zurück und zählte dann die drängendsten Wünsche auf. Ein deutliches Bekenntnis zum ländlichen Raum gehörte dazu, bessere Förderungen kommunaler Maßnahmen wie etwa der Kläranlagen, Aufstockung des Personals bei den Behörden für Stadtentwicklung und Dorferneuerung und Unterstützung bei der Instandsetzung der Infrastruktur nach den Sturmschäden. Was die Lebenshilfe Passau mit dem Bau einer Wohneinrichtung in Hauzenberg bewegen wolle, fragte der Moderator deren Geschäftsführer Thomas Hofbrückl. Das Wohnhaus für Menschen mit Behinderung solle dort sein, wo auch die Heimat der Leute ist, meinte Hofbrückl und gab auch gleich bekannt, dass man noch Pflegekräfte suche. Auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt seien die Bemühungen in diesem Bereich allerdings wenig erfolgreich. Katja Reitmaier wurde gefragt, was sie im Bezirkstag erreichen möchte. Der Bezirkstag sei als Sozialparlament für vielfältige Förderungen im sozialen Leben der Menschen zuständig und dafür wolle sie ihre Kraft einsetzen, versprach sie. Die große Kluft zwischen Wohlstand und Armut wollen alle Redner angehen. Dazu gehöre soziale Gerechtigkeit. Mit dem von der CSU vorgeschlagenen Familiengeld sei das nicht zu erreichen. Vielmehr müsse das Angebot bei den Kindertagesstätten gesteigert werden, so Natascha Kohnen. Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer ist in ihrem Bereich mit den Leistungen der sozialen Einrichtungen zufrieden. Das sei zum großen Teil den verantwortungsvollen Trägern zu verdanken. Für Maßnahmen zur Integration vermisse man allerdings die erforderliche finanzielle Unterstützung. Damit war man beim Thema Asyl angekommen. "Nur die AfD zeigt in der Asylfrage offen ihre Haltung", warf Anton Krinninger ein wenig provozierend in die Runde. Die Entwicklungen der Wanderbewegungen auf der Erde seien noch nicht absehbar, meinte Natascha Kohnen. Die Diskussion um unausgereifte Vorschläge führe in immer andere Richtungen. Schnellere Asylverfahren seien erforderlich. Sie würden jedoch an der personell schlechten Ausstattung der zuständigen Behörden scheitern. Ein lange gefordertes Einwanderungsgesetz liege noch immer in der Schublade. Als Lebenslüge bezeichnete Christian Flisek die Aussage von Unionspolitikern, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. "Keine Nachrichten sind gute Nachrichten", so beschrieb Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer die entspannte Situation mit Asylsuchenden und Bürgern mit Migrationshintergrund in der Stadt Hauzenberg. Zum Thema Klimawandel waren sich alle Leute am Podium einig, dass der erste Schritt bei jedem persönlich erfolgen müsse. Achtsamkeit und Umgang mit der Umwelt dürfe nicht nur von anderen verlangt werden. Zum Schluss hatte Anton Krinninger für jeden Podiumsgast noch eine spezielle Frage parat – etwa zur Zukunft der Partei oder zu den Chancen für den Einzug in den Landtag. Von Katja Reitmaier, die kurz vor der Geburt eines Kindes steht, wollte der Moderator wissen: "Was wird’s?" "Wenn die Ärzte richtig hing’schaut ham, wird’s a Bua", gab die werdende Mutter preis. Quelle PNP − do

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